Histologische, histochemische und ultrastrukturelle Untersuchungen an der Leber des Afrikanischen Strausses (Struthio camelus)
Zur morphologischen und ultrastrukturellen Untersuchung der Leber des Straußes wurden
in der vorliegenden Doktorarbeit lichtmikroskopische Färbungen sowie die Elektronenmikroskopie
verwendet. Zur genaueren Charakterisierung des Zytoskeletts der einzelnen
Leberzellen wurden immunhistochemische Methoden herangezogen. Die Glykohistochemie
half bei der Untersuchung der Kohlenhydratstrukturen der verschiedenen Zellen
der Leber. Die untersuchten Organe stammten von dreizehn Afrikanischen Straußen
(Struthio camelus) im Alter von 15 - 17 Monaten aus kommerzieller Haltung von der
Straußenfarm Donaumoos. In meinen Untersuchungen konnte ich keine geschlechtsspezifischen
Unterschiede in der Leber des Straußes feststellen. Überwiegend stimmen meine
Befunde über die Straußenleber mit bisher bekannten Berichten über die Lebern bei
anderen Vogelarten überein.
Die rotbraune Leber liegt im kaudoventralen Teil des Thorax und wird kranial vom
Herz sowie kaudal vom Magen begrenzt. Zwei tiefe Einziehungen teilen die Leber in
zwei große Lappen. Der rechte, ungeteilte Leberlappen ist mit durchschnittlich 24,8 x
15,6 cm etwas größer als der 23,5 x 12,8 cm große linke Leberlappen. Letzterer wird durch
eine kleine Einziehung in einen kranialen und einen kaudalen Abschnitt unterteilt. Auf
seiner viszeralen Seite befindet sich ein kleiner zungenförmiger Lappen. Die Leber des
Straußes ist mit einem Anteil von 1,8% an der Gesamtkörpermasse im Vergleich zu
vielen anderen Vogelarten verhältnismäßig klein.
Ich konnte in meinen Untersuchungen keine Unterschiede in der Struktur der einzelnen
Leberlappen erkennen.
An ihrer Oberfläche ist die Leber von einer bindegewebigen Kapsel bedeckt. Histomorphologisch
ist bei der Leber des Straußes weder eine Unterteilung des Parenchyms
in Läppchen, noch eine zirkuläre Anordnung der zweischichtigen Leberzellbalken zu
erkennen. Die Areae interlobulares mit Venae interlobulares, Arteriae interlobulares
sowie Ductus interlobulareis zeigen sich unregelmäßig verteilt im Parenchym liegend.
Das Grundgerüst desselben besteht aus parallel zueinander verlaufenden Leberzellbalken
6. Zusammenfassung 166
und Sinusoiden. Die polygonalen Hepatozyten ordnen sich zu einem Kreis aus vier bis
acht von ihnen um einen Canaliculus biliferus herum, der keine eigene Zellmembran
besitzt. Dadurch lässt sich ihre Oberfläche in drei Abschnitte unterteilen. Einen schmalen
biliären, den gegenüberliegenden, breiteren sinusoidalen Abschnitt und die Kontaktfläche
zwischen zwei Hepatozyten. Die Hepatozyten des Straußes besitzen einen 5 μm großen
Zellkern. Außerdem beinhalten sie diffus verteilt Glykogendepots, die sowohl mittels
der PAS-Färbung nachgewiesen, als auch in den elektronenmikroskopischen Bildern
als Glykogengranula gefunden werden konnten. Die Verteilung und Ausprägung dieser
Depots unterschied sich deutlich zwischen den einzelnen Tieren.
Die Wandauskleidung der Sinusoide wurde von Zellfortsätzen der Endothelzellen und
den Pseudopodien der von-Kupffer-Zellen gebildet. Im schmalen Dissé Raum fanden
sich Ito-Zellen mit bis zu 2 μm großen Lipidtropfen.
Mit Hilfe der Immunhistochemie wurden verschiedene Komponenten des Zytoskeletts der
Leberzellen untersucht. Dabei konnten in meiner Arbeit Intermediärfilamente (Zytokeratine,
Vimentin und Desmin) sowie das Protein α-SMA nachgewiesen werden. Die Zytokeratine
waren vor allem in den Gallengangszellen zu finden. Durch die unterschiedliche
Verteilung der untersuchten Zytokeratine auf die einzelnen Abschnitte des Gallengangsystems
lassen sich diese voneinander abgrenzen. Zytokeratin 8 konnte nur in den biliären
Abschnitten der Hepatozyten gefunden werden. Vimentin und Desmin konnten in den
Sinusoiden und den Gefäßwänden der Leber nachgewiesen werden. Außerdem zeigten
die Epithelzellen der Gallengänge eine positive Reaktion mit dem Desmin-Antikörper.
Bei den Untersuchungen in meiner Arbeit mit Methoden der Glykohistochemie konnten
Bindungsstellen für ConA, LC