<p>Zeit verstehen können nur die Uhren,&nbsp;</p>
<p>doch dem Menschen ist sie fremd,</p>
<p>der sich in ihr bewegt wie auf einem Jahrmarkt:</p>
<p>Der Abend ist jung, alles ist einfach.</p>
<p>Aber was deutlich war, verschwimmt zu</p>
<p>Einer Welt im Vorübergehen.</p>
<p>Zuckerwatte knistert lauter&nbsp;</p>
<p>als Auto-Scooter zusammenstoßen&nbsp;</p>
<p>und&nbsp;</p>
<p>Gebrannte Mandeln, die nach Karamell schmecken,</p>
<p>Lebkuchen, der nach Honig riecht,</p>
<p>Sägespäne, die unter den Schuhsohlen wispern,</p>
<p>das alles ist eins und doch für sich,</p>
<p>so wie das Gefühl,&nbsp;</p>
<p>dass es in den nächsten Tagen noch regnen wird.</p>
<p>Erleichterung für unsere Seelen</p>
<p>die vor den Küsten in der Luft baumeln,&nbsp;</p>
<p>dort mit den Triebwerken der Flugzeuge tanzen.</p>
<p>Die Welt nimmt unsere Farbe an,&nbsp;</p>
<p>unseren Geruch und unseren Klang&nbsp;</p>
<p>und wo die Wellen an den Küsten brechen&nbsp;</p>
<p>finden sich im Rauschen unsere Stimmen.</p>
<p>Die unverständliche Zeit ist alles was wir haben</p>
<p>und der Himmel, der an Regentagen blutet,</p>
<p>damit wir nicht in ihm ertrinken.</p>

Zettel und Zeilen

Kerim Mallée

Die unverständliche Zeit

AUG 28, 20201 MIN
Zettel und Zeilen

Die unverständliche Zeit

AUG 28, 20201 MIN

Description

<p>Zeit verstehen können nur die Uhren,&nbsp;</p> <p>doch dem Menschen ist sie fremd,</p> <p>der sich in ihr bewegt wie auf einem Jahrmarkt:</p> <p>Der Abend ist jung, alles ist einfach.</p> <p>Aber was deutlich war, verschwimmt zu</p> <p>Einer Welt im Vorübergehen.</p> <p>Zuckerwatte knistert lauter&nbsp;</p> <p>als Auto-Scooter zusammenstoßen&nbsp;</p> <p>und&nbsp;</p> <p>Gebrannte Mandeln, die nach Karamell schmecken,</p> <p>Lebkuchen, der nach Honig riecht,</p> <p>Sägespäne, die unter den Schuhsohlen wispern,</p> <p>das alles ist eins und doch für sich,</p> <p>so wie das Gefühl,&nbsp;</p> <p>dass es in den nächsten Tagen noch regnen wird.</p> <p>Erleichterung für unsere Seelen</p> <p>die vor den Küsten in der Luft baumeln,&nbsp;</p> <p>dort mit den Triebwerken der Flugzeuge tanzen.</p> <p>Die Welt nimmt unsere Farbe an,&nbsp;</p> <p>unseren Geruch und unseren Klang&nbsp;</p> <p>und wo die Wellen an den Küsten brechen&nbsp;</p> <p>finden sich im Rauschen unsere Stimmen.</p> <p>Die unverständliche Zeit ist alles was wir haben</p> <p>und der Himmel, der an Regentagen blutet,</p> <p>damit wir nicht in ihm ertrinken.</p>