Optisch Definiert. Der Podcast übers Comics Machen

Tine Steen ist etablierte Bildhauerin und Malerin. Jetzt hat sie – mit 60 – ihren ersten Comic veröffentlicht: In "Die kochenden Affen" geht es darum, wie die Manipulation von Nahrung die Menschheitsgeschichte beeinflusst hat. Wenn man nebeneinander stellt, was Tine so schafft und geschaffen hat, sind die stilistischen Unterschiede schon sehr offensichtlich. Tine erklärt, was die Kita-Fahrten ihrer Kinder damit zu tun haben und wie sie Schicht für Schicht jede Seite ihres Buchs erarbeitet hat. Sie sagt, einen Comic zu zeichnen ist, als wenn man sein eigenes kleines Häuschen baut und darin jahrelang wohnt. Tine nimmt uns mit in Stress und Euphorie eines 24-Stunden-Comictages und erzählt, was passiert, wenn man nachts im Flixbus an seinem Comic bastelt.

Jörg Hartmann ist nicht nur Comiczeichner und Illustrator, sondern er führt auch seine eigene kleine Galerie: Mitten in Münster, wo Jörg dank seiner Comic-Umsetzungen der Krimiserie "Wilsberg" zum Lokalkolorit zählt, befindet sich sein Atelier, in dem er seine Werke verkauft. Der Traum aller Kreativen, schwärmt Ingo, und Jörg erzählt, wie es dazu gekommen ist: wie aus dem Arbeitsplatz ein Schauraum wurde, wie er die anfänglich angebrachte Milchglasfolie wieder von den Fensterscheiben abkratzte, und wie er sich mit anderen Galerien vor Ort vernetzte. Mittlerweile empfängt Jörg in seiner Galerie Besuch aus aller Welt – was auch der Ursprung seines aktuellen Werkes "Liberty" ist, das sich um die Freiheitsstatue dreht und ihn auf eben jene geführt hat, und mit dem er international Erfolge feiert.

Ines Korth ist Teil der Drei Fragezeichen-Familie: Drei Geschichten der legendären Hörspielreihe hat sie als Comics umgesetzt. Allerdings zeichnet sie nicht nur, sondern ist auch eine "unknown stuntwoman": Als Koloristin hat sie zahlreichen Werken anderer Comicschaffender Farbe verliehen. Dieser Teil der Arbeit macht ihr am meisten Spaß, sagt sie, während Ingo verrät, dass er Kolorieren hasst. Oder zumindest am wenigsten mag. Ines erzählt, wie sie beim Kolorieren vorgeht und wie sie sich dabei in die Werke anderer hineinversetzt. Und Ines berichtet von einem großen Stilwechsel, den sie vollzogen hat: Lange zeichnete sie nämlich Manga – bis sie feststellte, dass sie sich damit selbst blockiert. Warum auch hier für sie Farbe eine Rolle gespielt hat und was dieser Prozess mit Nudelarmen zu tun hat, das erzählt sie in dieser Folge.

Simon Schwartz hat mit "Vita obscura" nicht nur eine monatliche Comic-Kolumne im Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, sondern hier auch einen prominenten Vorgänger: Karl Lagerfeld. Dessen Leben hat Simon jetzt als umfänglichen Comic gezeichnet – und nebenbei Ausstellungen gestaltet, Illustrationen gemacht und Vita obscura fortgeführt. Das geht, weil Simon weiß, wie er mit seiner Zeit haushalten muss. Simon erzählt, wie weitläufig die Spielwiese Comic für ihn ist und warum Routine zu Kunst und Kreativität nicht im Widerspruch stehen muss. Und er erzählt, warum er demnächst anfängt, Sticken zu lernen.

Wie lassen sich Erinnerungen zeigen, die einem nicht selbst gehören? Barbara Yelin hat genau das gewagt: Über Jahre hinweg traf sie die Holocaust-Überlebende Emmie Arbel, um deren Geschichte als Comic umzusetzen. Über Jahre hinweg drangen sie gemeinsam durch Gespräche in Emmies Vergangenheit vor, während Barbara mit Stift und Papier regelrecht erforschte, wie sich Gefühle, Erfahrungen und Leerstellen abbilden ließen – ohne im Comic nur Köpfe miteinander reden zu lassen. Barbara erzählt auch, wie Farbe in ihr Zeichnen kam: Kohle und Graphit waren einst ihre Lieblingsmaterialien, Farben erschienen ihr lange schwierig. Warum sie heute dagegen am liebsten bunte Tuschen verwendet, erzählt sie ebenfalls in dieser Folge.