Baden war dank seiner Thermalbäder jahrhundertelang die wichtigste Tourismusdestination Europas. Jetzt öffnet das neue Thermalbad von Mario Botta. Doch diesem mussten einzigartige römische und mittelalterliche Zeitzeugen weichen. Was bleibt von dieser Vergangenheit? Eine Spurensuche im Untergrund.

Ein einzigartiger Platz
Dass der Kurplatz ab dem Mittelalter das Zentrum des Bäderquartiers war, weiss man dank Funden und Überlieferungen seit langem. Doch als 2020 die Sanierungsarbeiten auf dem Platz laufen, wird rasch klar: Die Geschichte dieses Ortes muss neu geschrieben werden. Die Archäologin Andrea Schaer entdeckt nicht nur römische Bäder, sondern auch einen römischen Altar und einen Inschriftenstein, dazu Grundmauern wohl einer Tempelanlage. Erstmals ist klar: Hier lag das Quellheiligtum der Römer, das Zentrum der grossen Heilthermen. Der Kurplatz ist weltweit einer der wenigen Orte, an denen über 2000 Jahre unterbruchslos Badegeschichte dokumentiert ist.

Zeigen oder zudecken?
Doch was machen mit den einzigartigen Funden auf dem Kurplatz? Eine Debatte beginnt. Die Geschichte sichtbar machen, wird von vielen Bürgerinnen und Bürgern gefordert. Doch die Stadt entschliesst sich für das Gegenteil: Die Funde werden wieder zugedeckt. Die Begründung: Ein Offenlegen wäre technisch wegen dem Thermalwasservorkommen kaum möglich.

In die Zukunft dank der Vergangenheit
Doch die Ausgrabungen eröffnen auch Chancen. Der römische Beton, aus dem die Badeanlage gebaut ist, ruft die Materialforschenden auf den Plan. Denn der Badener Beton ist anders zusammengesetzt als der bislang bekannte römische Beton. Nicht Vulkanasche wie in Rom macht ihn so dauerhaft wie heutigen Beton, sondern einheimischer Ton. Walter Caseri von der ETH hofft, mit dieser Erkenntnis einen neuartigen modernen Beton entwickeln zu können. Einen Beton, der sogar klimafreundlicher produziert werden kann. Tatsächlich gelingen erste Versuche. Bereits interessiert sich die Industrie für die «römische» Technologie.

Die neue Verwendung des Thermalwassers
Eine weitere nachhaltige Neuentwicklung befindet sich im Untergeschoss des Thermalbades. Eine so noch nie gebaute Anlage entzieht dem Thermalwasser seine natürliche Wärme und heizt damit das Warm- und Heizwasser, nicht nur für das Thermalbad, sondern auch für die angegliederten 38 Wohnungen und den Hotelkomplex. Das spart einen Tanklastzug Heizöl pro Woche – dank der Nutzung der natürlichen Wärme des Thermalwassers.

Einstein

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)

Baden wie die Römer

NOV 18, 202140 MIN
Einstein

Baden wie die Römer

NOV 18, 202140 MIN

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Baden war dank seiner Thermalbäder jahrhundertelang die wichtigste Tourismusdestination Europas. Jetzt öffnet das neue Thermalbad von Mario Botta. Doch diesem mussten einzigartige römische und mittelalterliche Zeitzeugen weichen. Was bleibt von dieser Vergangenheit? Eine Spurensuche im Untergrund. Ein einzigartiger Platz Dass der Kurplatz ab dem Mittelalter das Zentrum des Bäderquartiers war, weiss man dank Funden und Überlieferungen seit langem. Doch als 2020 die Sanierungsarbeiten auf dem Platz laufen, wird rasch klar: Die Geschichte dieses Ortes muss neu geschrieben werden. Die Archäologin Andrea Schaer entdeckt nicht nur römische Bäder, sondern auch einen römischen Altar und einen Inschriftenstein, dazu Grundmauern wohl einer Tempelanlage. Erstmals ist klar: Hier lag das Quellheiligtum der Römer, das Zentrum der grossen Heilthermen. Der Kurplatz ist weltweit einer der wenigen Orte, an denen über 2000 Jahre unterbruchslos Badegeschichte dokumentiert ist. Zeigen oder zudecken? Doch was machen mit den einzigartigen Funden auf dem Kurplatz? Eine Debatte beginnt. Die Geschichte sichtbar machen, wird von vielen Bürgerinnen und Bürgern gefordert. Doch die Stadt entschliesst sich für das Gegenteil: Die Funde werden wieder zugedeckt. Die Begründung: Ein Offenlegen wäre technisch wegen dem Thermalwasservorkommen kaum möglich. In die Zukunft dank der Vergangenheit Doch die Ausgrabungen eröffnen auch Chancen. Der römische Beton, aus dem die Badeanlage gebaut ist, ruft die Materialforschenden auf den Plan. Denn der Badener Beton ist anders zusammengesetzt als der bislang bekannte römische Beton. Nicht Vulkanasche wie in Rom macht ihn so dauerhaft wie heutigen Beton, sondern einheimischer Ton. Walter Caseri von der ETH hofft, mit dieser Erkenntnis einen neuartigen modernen Beton entwickeln zu können. Einen Beton, der sogar klimafreundlicher produziert werden kann. Tatsächlich gelingen erste Versuche. Bereits interessiert sich die Industrie für die «römische» Technologie. Die neue Verwendung des Thermalwassers Eine weitere nachhaltige Neuentwicklung befindet sich im Untergeschoss des Thermalbades. Eine so noch nie gebaute Anlage entzieht dem Thermalwasser seine natürliche Wärme und heizt damit das Warm- und Heizwasser, nicht nur für das Thermalbad, sondern auch für die angegliederten 38 Wohnungen und den Hotelkomplex. Das spart einen Tanklastzug Heizöl pro Woche – dank der Nutzung der natürlichen Wärme des Thermalwassers.